Ein Beitrag zur Blogparade von Wibke Ladwig:
“Und, was machen Sie so? – Neue Berufsbilder.”
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Bei jedem Jobwechsel das Gleiche: Das Wichtigste in den ersten 1oo Tagen ist, dass meine Mutter den Nachbarn erklären kann, was ich in der Ferne so treibe (muss ich im letzten Artikel wohl vergessen haben zu erwähnen). Leider wird das mit jedem Mal schlimmer.
Literaturwissenschaftlerin: Brotlos zwar … aber erklärbar.
Konzeptionerin: Schwierig. Denn was hat das mit meinem Studium zu tun?
Fachfrau Endkundenkommunikation: Was sind Endkunden und warum rede ich ständig mit denen?
Leitung von Recruiting-Projekten: Hä?
Und nun auch das noch:
„Ich arbeite als Referentin Alumni-Management an der Technischen Universität Darmstadt. Das heißt, ich konzipiere und realisiere Maßnahmen, um mit ehemaligen Studierenden und WissenschaftlerInnen der Hochschule in Kontakt zu treten und in Verbindung zu bleiben,“ erkläre ich. Kürzer wird es selten, wenn ich beschreibe, was ich beruflich mache. Denn erst einmal gibt es einen großen Erklärungsbedarf, was „Alumni“ ist, wozu es gut ist, und warum die TU Darmstadt auch noch Geld dafür ausgibt.
Der Beruf ist zumindest im deutschsprachigen Bereich noch recht jung. Im angloamerikanischen Raum dagegen wird der Latinismus bereits im 19. Jh. zur Bezeichnung von Hochschul-Absolventen verwendet. Zugleich entsteht die Tradition, die Alma Mater als Dankeschön für die empfangene Ausbildung durch persönliches Engagement oder finanzielle Zuwendungen zu unterstützen. Und so ist es dort auch schon längst Usus, diese wertvolle Zielgruppe professionell zu betreuen. Um diese Tradition auch in unseren Breiten zu etablieren, ziehen die deutschen Hochschulen mittlerweile alle Register des Bindungs-Managements.
Sind diese abstrakten Ausführungen noch halbwegs nachvollziehbar, so verliere ich die meisten Zuhörer, wenns konkreter wird. Denn hinter meinem Job stecken mehrere relativ junge Aufgabenfelder.
- Online-Redaktion: Pflege des Alumni-Webauftritts inkl. Interviews mit prominenten Ehemaligen sowie
Community Management in Netzwerken wie Xing, Facebook, Twitter & Co.
- Adress-Recherche, um die Ehemaligen wiederzufinden, sowie
Direktmarketing-Aktionen wie Newsletter oder Gewinnspiele, um sie (ewig) zu binden
- Spezielle Angebote für jede Lebensphase wie
Beratung zu Bewerbung, Networking und Social Media als Service-Leistungauf dem Weg ins Berufsleben,
Weiterbildung für lebenslanges Lernen aber auch
Besucherprogramme wie Campusführungen für den Weg zurück an und um die Uni - Veranstaltungs-Organisation, um besondere Besuchsanlässe zu schaffen
Ob Serienbrief oder Suchmaschinenoptimierung, ob Datenschutzgesetz oder Medienrecht, ob Redaktion oder Technik – im Prinzip muss ich über alles Bescheid wissen. Dafür habe ich jede Menge Abwechslung und jeder Arbeitstag ist anders als der vorherige. Meiner Mutter jedoch bekommt von all dem nur die Kurzfassung zu hören, nämlich dass ich nun endlich alles, was ich kann und was mir Spaß macht, in einem einzigen Job unterbringen kann. Und das erzählt Sie jetzt den Nachbarn …
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Schön, dass ich nach so langer Zeit meine Login-Daten wiedergefunden habe. Herzlichen Dank an sinnundverstand.net für die Blogparade Und was machen Sie so beruflich? zur unerklärbaren Vielfältigkeit neuer Berufsbilder.